11.10.2023 | Neue Direktorin

Judith Bovensiepen leitet ÖAW-Sozial­anthropologie

Die Südostasienexpertin ist neue Direktorin des Instituts für Sozialanthropologie der ÖAW in Wien.

Judith Bovensiepen, die neue Direktorin des Instituts für Sozialanthropologie der ÖAW. © J. Bovensiepen/University of Kent

Das Institut für Sozialanthropologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) hat eine neue Leitung bekommen. Die Sozialanthropologin Judith Bovensiepen folgt dem Gründungsdirektor Andre Gingrich nach, der 2019 in den Ruhestand ging. Das Institut wurde seither von Stephan Kloos interimistisch geleitet. Bovensiepen konnte sich in einem öffentlichen Hearing gegenüber ihren fünf Mitbewerber:innen durchsetzen.

„Ich freue mich, die Leitung eines so ausgezeichneten Forschungsinstituts zu übernehmen. Auch in der Zukunft, werden wir zu den wichtigen aktuellen Fragen, die unsere Gesellschaft beschäftigen, arbeiten – vor allem dazu, wie wir unser wirtschaftliches System und die menschliche Beziehung zur Umwelt nachhaltig gestalten können“, sagt Judith Bovensiepen zur zukünftigen Ausrichtung des Instituts. Und: „Die Anthropologie ist eine Wissenschaft, die sehr gut positioniert ist, sich diesen Fragen zu stellen. Unsere Forschung an den unterschiedlichsten Orten der Welt erinnert daran, dass das, was wir für unveränderlich halten, zu anderen Zeiten und an anderen Orten ganz anders arrangiert wurde. Wie der Anthropologe David Graeber sagte, Anthropologie erlaubt uns, uns andere Möglichkeiten der menschlichen Existenz vorzustellen.“

Von Kent nach Wien

Judith Bovensiepen studierte Ethnologie und Sozialanthropologie an University College London, der École des hautes études en sciences sociales in Paris sowie an der London School of Economics and Political Science. Nach ihrer Promotion war sie als Postdoctoral Fellow am Musée du quai Branly in Paris tätig. Zwischen 2011 und 2023 arbeitete sie als Dozentin an der School of Anthropology and Conversation der University of Kent in England.

Bovensiepen hat ihre Feldforschung hauptsächlich in Südostasien durchgeführt. Ihr aktueller Fokus liegt auf den historischen und politischen Dimensionen der Öl- und Gaserschließung in der Region Timor-Leste. Von 2015 bis 2019 leitete sie ein vom britischen Economic and Social Research Council finanziertes Projekt, das sich den kolonialen und postkolonialen Verstrickungen von Rohstoffunternehmen sowie deren widersprüchlichen Handlungen im Bereich nachhaltiger Entwicklung und Klimaschutz in Timor-Leste widmete.

International ausgezeichnet

Für ihre Beiträge zur Wissenschaft wurde Judith Bovensiepen bereits mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem mit dem Philip Leverhulme Preis der englischen Stiftung Philip Leverhulme Trust sowie dem Nadel Essay Prize, der ihr vom Asia Pacific Journal of Anthropology verliehen wurde.

Das heutige Institut für Sozialanthropologie ging 2009 aus einer Kommission und Forschungsstelle für Sozialanthropologie hervor, welches 2011 nach erfolgreicher Evaluierung entfristet wurde. Seitdem entwickelte sich das Institut zu einem der wichtigsten sozialanthropologischen Forschungsinstitute nicht nur im deutschsprachigen Raum, sondern in Europa und darüber hinaus.