15.09.2023 | Kernforschungszentrum

ÖAW-Physiker neuer Leiter der Detektoren-Forschung am CERN

Thomas Bergauer wurde zum Leiter des CERN Komitees ernannt, das die künftige europäische Forschung und Entwicklung im Bereich der Teilchendetektoren steuern wird.

Thomas Bergauer, Teilchenphysiker der ÖAW. © Klaus Pichler/ÖAW

Teilchendetektoren spielen bei Experimenten am europäischen Kernforschungszentrum CERN eine zentrale Rolle: Die hochpräzisen und empfindlichen Messinstrumente  ermöglichen es den Forscher:innen überhaupt erst, einen genauen Blick auf die Bestandteile von Materie werfen zu können. Da die Detektoren ständig noch leistungsfähiger gemacht werden müssen, setzen sich am CERN eine Vielzahl an Forschungsgruppen mit deren Weiterentwicklung auseinander. Ab dem kommenden Jahr werden diese Forschungen an Teilchendetektoren am CERN neu organisiert und von einem neuen Komitee koordiniert. An der Spitze dieses DRD-Komitees (Detektor R&D) steht ein Forscher aus Österreich: Thomas Bergauer vom Institut für Hochenergiephysik der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Ziel der internationalen Zusammenarbeit innerhalb der Detektor R&D-Forschungsgruppen ist, Technologien zu entwickeln, welche für zukünftige Ausbaustufen bestehender Teilchenphysik-Experimente angewendet werden können. Dazu zählen sowohl Experimente am Large Hadron Collider (LHC) des CERN, aber auch das Belle-II Experiment am japanischen Forschungszentrum KEK. Weitere Anwendungen sind der Electron Ion Collider (EIC) in den USA, welcher innerhalb der nächsten Dekade gebaut werden soll. Ein langfristiges Ziel der Forschung ist der Future Circular Collider, ein bis zu 100 km langer Kreisbeschleuniger, welcher am CERN in Genf geplant ist. Für diesen sind ultraschnelle Teilchendetektoren notwendig, welche einen bis dahin noch nie dagewesenen Teilchenfluss Stand halten müssen.

Das Institut für Hochenergiephysik der ÖAW in Wien ist seit Jahren in diesen Forschungskontext eingebettet und arbeitete im Rahmen von Vorgängerkooperationen intensiv an der Entwicklung von Halbleiter-basierten Teilchendetektoren mit. Diese Forschung hat bereits etliche Erfolge gezeitigt. So wurden unter Verantwortung der ÖAW-Teilchenphysiker:innen Siliziumsensoren entwickelt, die im sogenannten Phase-II Upgrade des CMS-Experiments am CERN eingesetzt werden. Weiters entstand der gesamte Silizium Vertex Detektor für das Belle-II Experiments am Forschungszentrum KEK in Japan unter Wiener Federführung. Zusätzlich wird an der Anwendung dieser Teilchendetektoren in der Medizin geforscht. Speziell bei der medizinischen Strahlentherapie am Ionentherapiezentrum MedAustron in Wr. Neustadt ergibt sich eine Synergie dieser Entwicklungen.